Carla Simón überrascht Publikum und Kritiker erneut mit ihrem neuen Spielfilm „Romería“. Mit ihrem Film „Estiu“ (1993) festigte sie ihre Position als eine der markantesten Stimmen des zeitgenössischen spanischen Kinos. Nach dem Erfolg gefeierter Filme wie „Estiu“ (XNUMX) und „Alcarràs“ wagt sich die katalanische Filmemacherin nun auf spannenderes Terrain, ohne dabei die Sensibilität zu verlieren, die ihren Stil auszeichnet.
Bei dieser Gelegenheit Simón verbindet seinen charakteristischen Realismus mit fantastischen und poetischen Elementen um das Familien- und kollektive Gedächtnis zu erforschen. „Romería“ zeichnet die Vergangenheit aus der Perspektive einer Tochter nach, die versucht, das Schicksal ihrer Eltern während der turbulenten 1990er Jahre in Galicien zu verstehen, als Drogen und AIDS eine Generation verwüsteten und die Zukunft vieler Familien prägten.
Eine intime Reise zwischen Realität und Fantasie

„Romería“ beginnt als Familienporträt, getreu der Sichtweise des Protagonisten., der den intimen, choralen Ton früherer Werke der Autorin aufgreift. Kakophonische Szenen, in denen sich Familienmitglieder verschiedener Generationen in spontanen Gesprächen überschneiden, zeugen von subtiler Anspielung auf „Alcarràs“, sind keine Seltenheit. Doch bald nimmt der Film eine andere Dimension an: Die Protagonistin beginnt, die verborgene Vergangenheit ihrer Eltern zu rekonstruieren – ein Tabu, das nicht nur ihr unmittelbares Umfeld, sondern eine ganze Gesellschaft im Zeichen des Übergangs zur Demokratie betraf.
Die Handlung taucht ein in die Jahre des Heroinbooms in Galicien, eine Zeit voller Schweigen und Schmerz. Hier geht Simón einen Schritt weiter und lässt den Realismus ins Traumhafte übergehen: Bilder der Eltern erscheinen, gespielt von denselben Schauspielern, die die Tochter und ihre Cousine verkörpern, als wären sie Geister der Erinnerung. Heimvideos im Achtzigerjahre-Stil, Voice-Over-Tagebücher und eine kurze Musikszene tragen zu diesem Wechselspiel zwischen Realität und Fantasie bei, in dem der Regisseur es wagt, über die Jugendromanze der Eltern zu fantasieren.
Das Wachstum des Blicks: von der Tochter zur Mutter

„Romería“ ist nicht nur eine Geschichte von Verlust und Suche, aber auch von Reife und Versöhnung. Simón baut ihre Filmografie aus der Perspektive einer verwaisten und aufmerksamen Tochter auf; doch hier entwickelt sich ihre Perspektive weiter. Während die Protagonistin das Leben ihrer vermissten Eltern nachzeichnet, tut sie dies aus der reifen Perspektive einer Person, die auch Mutter und Erwachsene war, und bietet eine reflektiertere, fast mütterliche Perspektive auf die Vergangenheit.
Der Film fasst somit die persönliche und künstlerische Entwicklung seines Regisseurs zusammen. Während „Estiu, 1993“ ein junges Mädchen auf der Suche nach einer neuen Familie zeigte und „Alcarràs“ die ländliche Gemeinde erkundete, In „Romería“ verschmilzt die Familienerinnerung mit dem Wunsch, einen historischen Moment zu verstehen, der tiefe Narben hinterlassen hatDas Werk lädt uns ein, zurückzublicken, nicht nur um uns zu erinnern, sondern auch um die zerbrochenen Verbindungen zu kitten und ihnen eine neue Bedeutung zu geben.